Der Armenische Winter-Jugendtreff 2024 – Exposé von Margarita Chatsatrian

Datum: 20. – 23.12.2024

Ort: Jugendherberge Freudenstadt

Der Winterjugendtreff 2024 des Jugendverbands der Armenier*innen in Deutschland ARI war für mich eine überaus spannende und positive Erfahrung, besonders als jemand der normalerweise eher wenig, bis gar keinen Kontakt mit gleichaltrigen Armeniern hat. Er war mein erster Jugendtreff, welcher seit 2016 zweimal jährlich stattfindet. Die Gründe dafür möchte ich euch hier erzählen:

Zunächst war der Ort des Treffs sehr passend zur Jahreszeit gewählt, nämlich fand der Jugendtreff im wunderschönen Schwarzwald, genauer gesagt in Freudenstadt, statt. Die Anreise gestaltete sich sehr solidarisch und angenehm, da sich eigentlich immer Fahrtgemeinschaften gefunden haben. 

Das erste Abendessen nach der Anreise wurde von äußerst freundlichen Mitarbeiter*innen der Jugendherberge gestaltet und es war immer sehr gut und vielfältig. Hier wurden während dem Essen die ersten Bekanntschaften gemacht und Kontakte geknüpft. 

Dem Abendessen ist die erste, rudimentäre Vorstellungsrunde mit allerlei Kennenlernspielen gefolgt, bei denen man ins Gespräch kam und unter anderem das Aussehen der Teilnehmer sich merken, oder so schnell wie möglich viel Informationen über die Teilnehmer sammeln musste. Hiernach wurde man entlassen und konnte sich entweder für Gesellschaftsspiele bis spät in die Nacht wie Schach, Uno, oder Durak entscheiden, oder, falls die Reise sehr erschöpfend war, direkt schlafen gehen.

Am ersten „richtigen“ Tag gab es zuerst Frühstück und danach einen Workshop, in dem uns in kleinen Gruppen auf interaktive Art und Weise die Veränderungen der Einflüsse auf Demokratie, mit besonderem Hinblick auf Social Media und dem Erkennen und Entgegenwirken von Fake News und Hass nähergebracht wurden. Nach diesem erkenntnisreichen Programmpunkt ging es auch direkt über zum Mittagessen. Während und nach dem Frühstück/Mittagessen/Abendessen hatte man immer Zeit, sich mit anderen Leuten zu connecten und miteinander zu reden.

Der nächste Programmpunkt war ein Vortrag über den Iran durch zwei sehr sympathische Vertreter (Arian und Mehdie) der iranischen Jugendinitiative „Ayande“. Er bestand teils aus allgemein geschichtlich-religiösen Hintergrund des Irans, aber auch teils aus den gemeinsamen, jahrtausendealten Verflechtungen Armeniens mit dem Iran, sowie der gegenseitigen, interkulturellen Beeinflussung der jeweiligen Kulturen. Der Vortrag war wieder sehr interaktiv gehalten und man konnte auch eigenes Wissen über den Iran mit einbringen.

Nach Belieben durfte man immer wieder nach draußen gehen und die weihnachtliche Stimmung genießen.

Nach einer längeren Pause stand der Workshop über Armenische Traditionelle Tänze an, geleitet von Anzhela Shahbazyan, einer sehr talentierten Tanzlehrerin. Dieser Workshop brachte uns armenische Tänze wie den bekannten „Kochari“, den Hochzeitstanz „Tamzara“ und den „Kham Khama“ näher – alles Tänze, die einem bei armenischen Hochzeiten oder Armenienreisen oft weiterhelfen werden.

Nach dem darauffolgenden Abendessen gab es ein Gruppenfoto, in dem sich jeder nochmal herausputzte, ganz nach dem diesmaligen Motto „Casino Royal“, also Business Casual/Anzüge für Herren, sowie gutaussehende Kleider für Damen. 

Hiernach feierten alle ausgelassen im womöglichen Höhepunkt des Treffs, der Casino Royal Party, bis tief in die Nacht hinein, teils auch mit unseren neu erlernten armenischen Tänzen und armenischen Popliedern (man munkelt, in Raum 3 ging es besonders wild zu).

Am nächsten Tag fand eine ARI Mitgliederversammlung statt, in der aktuelle Themen wie der Vorstandswechsel behandelt wurden.

Am Nachmittag fand dann ein kompetitives Stations-Casino statt, in dem man sich mit anderen in verschiedenen Wettkämpfen wie Lieder- Flaggen- und Filmerraten, aber auch in anderen Spielen wie Schach, klassischem Glücksspiel oder Kartenspielen messen konnte, mit einem geheimen Gewinn für denjenigen mit den meisten Punkten.

Danach las uns ein Vorstandsmitglied (Taline) aus ihrem selbstgeschriebenen Buch „Der Junge mit den zwei Augen“ vor, welches einen starken Armenienbezug hat.

Gefolgt wurde die Lesung von einer Pause mit anschließendem leckerem, traditionell armenischem „Khorovats“, welches trotz eisiger Kälte und Schnee von einer Gruppe starker, selbstloser armenischer Männer für alle vorbereitet und gegrillt wurde.

Danach kam es zu meinem persönlichen Highlight des Treffs, der „ARI Talent-Night“. Hier präsentierten viele Teilnehmer*innen ihr Können vor dem Publikum, insbesondere Singen, Instrumente spielen und auch Tanzen – hier floss auch die ein oder andere Träne. Das hat mir nochmal vor Augen geführt, wie ehrgeizig und talentiert Armenier doch sind. 

Hiernach wurde (natürlich) wieder bis spät in die Nacht gefeiert.

Ausgeklungen ist das Treffen am nächsten Tag mit einer Abschlussrunde, in der man alles mit einer Fotomontage Revue passieren lassen hat und über die letzten paar Tage reflektieren konnte.

Danach hat man sich nach und nach von den Leuten, die man die letzten Tage kennen und lieben gelernt hat, leider verabschieden müssen – der einzige Trost war das weihnachtliche Feeling, welches man durch den ganzen weißen Schnee im Schwarzwald bei der Rückfahrt bekommen hat.

Dieser erste Jugendtreff hat meine Erwartungen sehr stark übertroffen, und ich freue mich schon als neues, überzeugtes ARI-Mitglied auf den nächsten ARI Jugendtreff!