Der Armenische Sommer-Jugendtreff 2023 – Exposé von Mikael Ispirjan
Datum: 26. – 29.05.2023
Ort: Duderstadt, Niedersachsen
Nach ungefähr 10 Jahren der zweite Jugendtreff. Mein erster Sommerjugendtreff. Das erste Mal seit dem Bestehen des Bundesjugendverbandes (2016). Für mich eine tolle Möglichkeit zu vergleichen, was sich in den Vergangenen 10 Jahren durch die Umstrukturierung geändert hat und ob es immer noch die gleichen Jugendlichen sind, die teilnehmen.
Allgemein gesagt bot der Jugendtreff wieder einmal eine großartige Gelegenheit für Armenier aus ganz Deutschland zusammenzukommen, kulturellen Austausch zu pflegen und gemeinsam eine unvergessliche Zeit zu verbringen.
Sicherlich sollte man berücksichtigen, dass es bereits viele armenische Gemeinden in Deutschland gibt, in denen sich die Jugendlichen bereits als Organisationen strukturiert haben und ein gewisses Netzwerk aufgebaut haben. Für jemanden wie mich, der seine gesamte Jugend im Nordosten Mecklenburg-Vorpommerns verbracht hat, wo an eine Gemeinde gar nicht zu denken ist, ging es mit einer kleinen Ungewissheit einher. Schließlich stellt sich irgendwann jeder, der alleine anreist, die Frage: Ich fahre jetzt ganz alleine auf eine Veranstaltung, wo ich vermutlich niemanden kenne. Wie wird es sein mit lauter „fremder Armenier“? Vielleicht hast Du dir auch folgende Fragen gestellt: Werde ich ausgeschlossen? Ist das ein Problem, dass ich kein Armenisch sprechen kann?
Bevor ich diese Fragen beantworte, möchte ich noch erwähnen, dass ich keinen auf dem Jugendtreff kennengelernt habe, der niemanden kannte. Sicherlich hat das auch damit zu tun, dass es für viele nicht ihr erster Jugendtreff war. Das beantwortet auch z. T bereits die o. g Fragen. Man kommt an und ist direkt mitten drin im Geschehen. So fremd man sich zu Beginn auch fühlen mag. Man wird immer Teil eines großen Ganzen sein und als vollwertiges Mitglied aufgenommen. Schließlich ist die Kennlernrunde am Abend des Anreisetages der Icebreaker. Unser berühmter armenischer Dichter Charents sagte schon: „Oh, Armenian people, your only salvation lies in the power of your unity.“
Ich möchte damit ausdrücklich jeden ermutigen, der sich nicht traut, alleine auf diesen Jugendtreff zu fahren, sich auf dieses Abenteuer einzulassen und Freundschaften fürs Leben zu schließen. Dabei ist es völlig egal, ob ihr armenisch sprechen könnt oder nicht.
Der Treff begann mit einer herzlichen Begrüßung durch das Organisationskomitee (Taline und Anush), das uns mit offenen Armen empfing. Sofort spürte man die positive Energie und die Begeisterung in der Luft. Alle Teilnehmer waren voller Vorfreude auf die kommenden Tage und darauf, neue Freundschaften zu knüpfen.
Der kulturelle Austausch spielte eine zentrale Rolle während des Treffs. Wir hatten die Möglichkeit, traditionelle armenische Tänze zu erlernen und an Tanzworkshops teilzunehmen. Es war unglaublich bereichernd, die Schritte und Bewegungen zu. Erlernen und gleichzeitig die Geschichte und Bedeutung hinter den Tänzen kennenzulernen. Die Tanzworkshops boten uns die Gelegenheit, unsere eigenen kulturellen Wurzeln zu feiern und stolz darauf zu sein.
Ein weiterer Höhepunkt des Treffs war die Talentshow, bei der wir die Chance hatten, unsere eigenen Fähigkeiten und Talente vorzuführen. Wenn man denn welche besaß (hahaha). Es war auch schön, sich von den Talenten andere begeistern zu lassen. Von Gesangseinlagen über Instrumentalstücke bis hin zu Tanz-Auftritten gab es eine Vielzahl von Darbietungen. Es war beeindruckend zu sehen, wie viel Talent und Kreativität unter den Teilnehmern steckte. Die Talentshow war ein Zeugnis der Vielfalt und des künstlerischen Potenzials der armenischen Jugend in Deutschland.
Natürlich durfte auch das armenische Grillen nicht fehlen. Ich persönlich habe mich über nichts sehnlicher gefreut, als Kebab zu essen. Leider musste ich schweren Herzens erfahren, dass es uns in der Jugendherberge in Duderstadt nicht gestattet war, selbst zu grillen. Eine Tatsache, die wir in den nächsten Jahren aber sicher wieder in die eigene Hand nehmen können (nicht wahr ARI???).
Abgesehen von den offiziellen Programmpunkten gab es auch genügend Zeit für informelle Kennenlern-Runden. Wir haben uns in kleinen Gruppen zusammengesetzt und über unsere persönlichen Geschichten, unsere Familien und unsere Erfahrungen als Armenier in Deutschland gesprochen. Diese Momente des Austauschs waren sehr wertvoll und haben uns geholfen, uns besser kennenzulernen und eine starke Gemeinschaft aufzubauen.
Insgesamt war der armenische Sommerjugendtreff eine wunderbare Erfahrung. Es war inspirierend, so viele engagierte und talentierte armenische Jugendliche aus ganz Deutschland zu treffen und gemeinsam unsere Kultur zu feiern. Der Treff hat nicht nur dazu beigetragen, unsere Identität als Armenier zu stärken, sondern hat auch neue Freundschaften geschaffen und uns mit einer tieferen Wertschätzung für unsere kulturellen Wurzeln erfüllt. Zur Frage war es denn nun vor 10 Jahren besser oder jetzt? Es lässt sich eindeutig sagen, dass ARI über die Jahre enorm gewachsen ist und ein extremes Potenzial für die Zukunft aufweist. Uns stehen noch tolle Projekte bevor und die Veranstaltungen übertreffen sich von Jahr zu Jahr aufs Neueste.
Ich bin dankbar, dass ich Teil dieses Sommerjugendtreffs sein durfte, und hoffe, dass es in Zukunft weitere Gelegenheiten geben wird, solche Gemeinschaftserfahrungen zu machen und den kulturellen Austausch fortzusetzen.